Der Sagenzyklus „Dede Korkut“ ist als identitätsbildender Mythos für viele Turkvölker von großer Bedeutung. Er wird Ausgangspunkt für ein Projekt, das nicht nur eine Brücke zwischen verschiedenen Genres wie Musik, Film, Tanz und Bildender Kunst schlagen wird, sondern sich zum Ziel setzt, an einer Nahtstelle von europäischer und asiatischer Kultur Verbindungen zwischen Traditionslinien aufzusuchen oder herzustellen. Wir werden den Zyklus weiter führen in die Gegenwart, ihm eine weiter Deutung hinzuzufügen. Dede Korkut ist zunächst ein Musiktheater, das zeitgenössischen Tanz, Audio- und Videoinstallation sowie den zeitgenössischen Umgang mit traditionellen Instrumenten umfasst. Gleichzeitig ermöglicht das Projekt den Austausch zwischen Künstlern aus Europa, der Türkei und Zentralasien. Unsere Beschäftigung mit diesem Sagenzyklus ist ein Zeichen der Verständigung und Hochachtung aber auch geleitet durch den Wunsch nach einem gemeinsamen kritischen Hinterfragens der ideologischen Kraft von Mythen und der Verbindung von kulturellen Idiomen und von nationaler Identitätsbildung, die immer einher geht mit Exklusion, Ausgrenzung – mit einem nationalen mainstreaming.Gleichzeitig wollen wir eine breitere Öffentlichkeit für ein Projekt interessieren, das sich nur scheinbar in einem mehr oder weniger exklusiven Kreis der Hochkultur bewegt. Deswegen wird eine ganz wesentliche Zielvorgabe des Projekts sein, ein neues Publikum für eine vermittelte, künstlerische Auseinandersetzung zu gewinnen, die keine einfachen Antworten bereit hält.Dazu dienen die Hauskonzerte, in denen wir mit unseren Musikern und Experten die Menschen dort aufsuchen, wo sie ihren Lebensmittelpunkt haben.Dazu dienen Theaterprojekte, in den Teile des „Dede Korkut“ außerhalb der klassischen Theaterräume gemeinsam mit Jugendlichen umgesetzt werden.Dazu dienen die Vortragsreihen, Gesprächsrunden, die ebenfalls den Theaterraum verlassen oder ihn öffnen für die Anliegen marginalisierter Gruppen.